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Schäden in Milliardenhöhe. Mehr als 180 Tote. Die verheerendste Flutkatastrophe des Jahrhunderts in Deutschland. Die Folgen des Hochwassers im Ahrtal sind noch immer allgegenwärtig, während der Wiederaufbau weiter andauert. Dass dieses Unglück ein solches Ausmaß erreichen konnte ist eine Tragödie, doch dass es nicht noch schlimmer kam, haben wir vor allem einer ehrenamtlichen Organisation zu verdanken: dem THW.

Das Technische Hilfswerk war während der gesamten Katastrophe von entscheidender Bedeutung. Es rettete Überlebende, räumte blockierte Zuwege und ist noch immer am Wiederaufbau beteiligt. All das ist nur durch die unermüdlichen Helfer des THW und ihre markanten blauen Spezialfahrzeuge möglich. Trotz dieser herrausragendeden Leistung wurde das THW vor dem Einsatz im Ahrtal von vielen gar nicht wahrgenommen. Dabei ist es mit mehr als 80.000 Mitgliedern und jährlich unzähligen Einsätzen im In- und Ausland alles andere als klein. Auch gehen die Aufgaben weit über den Katastrophenschutz hinaus.

Wenn gerade keine Stürme wüten oder Flüsse über die Ufer treten, unterstützt das THW andere Notdienste, wie Polizei und Feuerwehr, wenn Situationen eintreten, in denen diese überfordert sind. Auch international leistet das THW Hilfe dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. So war das THW am Wiederaufbau nach dem Bosnienkrieg und dem Hurrikan Katrina in den USA, sowie an der Rettung Überlebender nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 in Japan und nach der Explosion im Hafen von Beirut 2020 beteiligt. Die üblichen Auslandseinsätze des Technischen Hilfswerks sind deutlich weniger spektakulär, jedoch keineswegs unwichtig. Sie bestehen aus Entwicklungsarbeit, wie der Erschließung von Brunnen, dem Bau von Infrastruktur oder sogar der Gründung THW-ähnlicher Organisationen zur Selbsthilfe der lokalen Bevölkerung.

Die Möglichkeit einen tieferen Einblick ins Technische Hilfswerk zu erlangen und mit dessen Ehrenpräsident Albrecht Broemme zu sprechen, bot sich 100 sozial engagierten Jugendlichen bei der 72. young leaders Akademie. Als langjähriges Mitglied, mit mehr als 50 Jahren Erfahrung, bot Broemme den Teilnehmern schier endlosen Gesprächsstoff und Wissen. Die Freude am Ehrenamt sei das Allerwichtigste und das, was das THW überhaupt erst möglich macht, so Broemme. Diese Freude in jungen Menschen zu entfachen und zu fördern sei seine größte Aufgabe zur Sicherung der Zukunft der Organisation.

Abgesehen vom überall vorherrschenden Nachwuchsmangel, sieht sich das THW auch besonders mit den Herausforderungen Nachhaltigkeit und Klimaschutz konfrontiert. Als Katastrophenschützer habe man hier eine Vorbildfunktion und müsse entsprechend auf diese Probleme eingehen. So bestehen die THW-Uniformen, wo immer möglich, aus Seetang- und Eukalyptusfasern statt Baumwolle, deren Anbau große Mengen an Süßwasser benötigt. Auch klimaschädliche Generatoren werden mehr und mehr durch Solarpanele, Windräder und Batterien ersetzt. Elektrofahrzeuge sind beim THW hingegen noch nicht im Dienst. Zu gering ist die Akkuleistung und zu lang sind die Ladezeiten. Dies behindert die Einsatzbereitschaft und somit die Ziele des THWs. Doch mit der Weiterentwicklung erneuerbarer Energien und neuer Technologien, wie Brennstoffzellen, rückt ein klimaneutrales THW bald in greifbare Nähe. Auch nach Ende des Programms war Broemme offen für die Fragen der Teilnehmer und erzählte von nervenaufreibenden Notlagen, spannenden Einsätzen in Afrika, dem Orient und erstaunlichen Entdeckungen auf seinen Reisen durch die ganze Welt.

Die Bedeutung des THW wird mit zunehmendem Extremwetter in Zukunft noch steigen. Damit es dieser Aufgabe gewachsen ist, benötigt es entsprechend engagierten und qualifizierten Nachwuchs, welcher heutzutage allerdings schwer zu finden ist. Um diese Herausforderung dennoch zu bezwingen, braucht es Männer wie Broemme, die die Jugend begeistern und für das THW gewinnen können. Nur so können wir uns auch zukünftig sicher sein, dass das Technische Hilfswerk da ist, wenn wir es brauchen.

Foto:

Bundesverdienstkreuzträger und THW-Ehrenpräsident Albrecht Broemme diskutiert mit Teilnehmern der 72. young leaders Akademie in Lingen (Ems)
© young Leaders GmbH